Ulmer:innen möchten den Bäcker um die Ecke haben
Quartiersstudie 2021 von DC Developments
Ulmer:innen möchten den Bäcker um die Ecke haben
Ulm ist bekannt für seinen Münster, der mit 161,53 Metern der höchste Kirchenturm auf der Welt ist. Die Stadt liegt in Baden-Württemberg, doch Bayern ist fußläufig über eine der Donaubrücken zu erreichen. In Ulm gibt es viele Aspekte, die die Stadt einzigartig machen, was auch der Grund dafür sein könnte, dass es ca. 72 % der aus Ulm Befragten wichtig ist, sich mit ihrem Wohnviertel identifizieren zu können – mit diesem Wunsch liegt die Stadt deutschlandweit auf Platz 2, nach München. Die zwei wichtigsten Aspekte bei der Wahl der Lage des Wohnortes sind für Ulmer:innen Nahversorgung (72,10 %) und Naherholung (61,40 %). Naherholung wie Parks und andere Grünanlagen zeichnen für mehr als die Hälfte der Befragten außerdem eine kinderfreundliche Umgebung aus. Neben der Lage gaben rund 53 % an, dass ihnen ein Gemeinschaftsgefühl bei der Wahl des Wohnortes am wichtigsten ist.
Deutlich über dem nationalen Durchschnitt von 38 % liegen die Donaustädtler:innen beim Thema Fortbewegung im Alltag zu Fuß – hier sind es 47 %. Die andere Hälfte nutzt das Auto, um von A nach B zu gelangen. Geschäfte und Orte, die sich in fußläufiger Nähe befinden sollen, sind Nahversorger wie ein Super- oder Drogeriemarkt, doch Gewinner in dieser Kategorie ist mit ca. 56 % der Bäcker.
Wie wollen wir in Städten leben?
Nach der Quartierstudie von DC Developments sehnen wir uns nach lokaler Verbundenheit, nach einem Wir-Gefühl und nach kurzen Wegen – Eigenschaften, die die Deutschen vor allem mit Dörfern verbinden: Für 69,4 % der Befragten ist bei der Wahl eines neuen Wohnortes die Identifikation mit der Nachbarschaft wichtig. Sie wollen sich untereinander kennen und mit der Identität ihres Wohnortes verbinden. Auch das Gemeinschaftsgefühl ist für 46,4 % ein entscheidender Faktor neben der Lage der Nachbarschaft, um sich für einen Wohnort zu entscheiden. Weit oben mit 35,2 % rangiert auch das Bedürfnis, mit unterschiedlichen Altersklassen in seinem Viertel zu leben. Darüber hinaus schätzen die Deutschen ganz besonders den Supermarkt oder den Bäcker um die Ecke – schließlich setzen 37,9 % am häufigsten auf die natürlichste Fortbewegungsmöglichkeit: die eigenen Beine.
„Die 15-Minuten-Stadt wird zur Basis der Urbanität: Faktoren wie Naturerlebnisse, nachbarschaftlicher Zusammenhalt und Fußläufigkeit sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger für Städte und damit auch Quartiersentwickler geworden. All diese Eigenschaften werden Dörfern selbstverständlich zugeschrieben“, sagt Lothar Schubert, geschäftsführender Gesellschafter von DC Developments. „Diese Rückbesinnung sorgt dafür, dass die Urbanisierung von morgen ohne eine moderne Form der Verdorfung nicht mehr denkbar ist.“ Der Begriff „Verdorfung“ meint einerseits das Comeback der lokalen Verbundenheit, die für viele Menschen insbesondere während der Lockdown-Phasen von großer Bedeutung war. Zugleich beschreibt dieser das Vorhaben, dorfähnliche Strukturen mit Quartiersentwicklungen gezielt hervorzubringen.
Die Top 4 Bedürfnisse, der 10.000 Befragten sind: Knapp 70 % wünschen sich in ihrer Umgebung den Nahversorger, knapp 51 % möchten in ihrem Umkreis einen Park vorfinden, 45 % achten darauf, ob ihr Wohnort gut angebunden ist und um die 38 % legen Wert darauf, dass ihre Arbeitsstätte in der Nähe ist.
„Die Studie zeigt auch, wie Quartiere mit verschiedenen Nutzungsklassen die Attraktivität eines Stadtteils steigern können. Wenn all die Wünsche erfüllt sind, stärkt es den Standort, den Handel und die Arbeitsmarktsituation. Ebenso erzeugt es eine Strahlkraft und so kommen auch die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Stadtteilen zustande, und genau das braucht eine Stadt für eine lebendige Urbanität“, sagt Schubert weiter.
Wie gelingt richtungsweisende Quartiersentwicklung? „Es gilt noch stärker als ohnehin die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund zu rücken – oder vielmehr sie erst wirklich zu verstehen“, kommentiert Lothar Schubert abschließend.